Der Pinke Damy ist ein zeitloser Cocktail, dessen heliotrop‑rosafarbene Erscheinung und samtige Textur Generationen von Genießer*innen bezaubert. Längst mehr als nur ein “Girly-Drink”, erzählt er eine faszinierende Geschichte, die sich durch Musical-Bühnen, Prohibition, New‑Orleans-Salons und moderne Barkultur zieht. Heute erlebt er ein wohlverdientes Revival. In diesem Artikel beleuchte ich seine Entstehung, historische Bedeutung, Rezeptentwicklung, Variationen, kulturelle Rolle und moderne Aufbereitung – und präsentiere abschließend ein Resümee über seine beständige Faszination.
Vollständiges Rezept:
Zutaten
- 45 ml Gin
- 15 ml Applejack (oder Apfelbrand)
- 22 ml frischer Zitronensaft
- 15 ml Grenadine
- 1 Eiweiß
- Optionales Garnieren: Cocktailkirsche oder frische Erdbeere
Zubereitung
- Trocken schütteln (ohne Eis): Gin, Applejack, Zitronensaft, Grenadine und Eiweiß in einen Shaker geben. Kräftig ca. 20–30 Sekunden schütteln, um das Eiweiß aufzuschäumen.
- Mit Eis schütteln: Eiswürfel in den Shaker geben und erneut 15–20 Sekunden kräftig schütteln, bis der Drink gut gekühlt ist.
- Abseihen: In ein gekühltes Coupé- oder Cocktailglas abseihen.
- Garnieren: Mit einer Kirsche oder Erdbeere dekorieren.
Warum ist das perfekt für den Valentinstag?
- Der Applejack verleiht eine warme, leicht fruchtige Tiefe – oft als die „echte“ Pink Lady bezeichnet.
- Das Eiweiß sorgt für eine seidige, schaumige Oberfläche – elegant, romantisch und optisch ansprechend.
- Eine Kirsche oder Erdbeere verstärkt die rosa, verspielte Optik.
Varianten & Hinweise
- Die klassische Version enthält nur Gin, Grenadine und Eiweiß – manchmal mit einem Spritzer Zitronensaft.
- Die Charleston-Variante enthält zusätzlich Sahne und mehr Applejack – cremig und fast wie ein Dessert.
- Ohne Eiweiß? Einfach 22 ml Aquafaba (Kichererbsenwasser) als vegane Alternative verwenden.
Zusammenfassung
- Zutaten: Gin, Applejack, Zitronensaft, Grenadine, Eiweiß
- Zubereitung: Trocken schütteln → mit Eis schütteln → abseihen
- Garnitur: Kirsche oder Erdbeere
Ursprung im Musical „The Pink Lady“
Die Bezeichnung „Pink Lady“ lässt sich auf das gleichnamige Broadway-Musical zurückführen, das 1911 im New Amsterdam Theatre in New York uraufgeführt wurde. Die Hauptdarstellerin Hazel Dawn (1890–1988), genannt die „Pink Lady“, inspirierte offenbar einen frühen Drink, der anlässlich der Premiere für sie kreiert wurde.
Damals jedoch bestand der Original-Cocktail aus Ojen (spanischem Anislikör), Peychaud’s und Angostura-Bitters – also noch nicht der heute bekannte Pink Lady.
Jazz-Zeit und Prohibitions-Ära
Erste moderne Rezeptfassung
1913 erschien in Jacques Straubs „Manual of Mixed Drinks“ eine Vorlage, die dem heutigen Pink Lady bereits ähnlich ist. Sie kombiniert Gin, Applejack, Zitrus und Grenadine.
Während der Prohibition (1920–1933) wurde der Drink in Lounges wie dem Southern Yacht Club in New Orleans populär – bekannt auch als „Pink Shimmy“ – und bot ein kraftvolles Geschmacksbild, das minderwertigen Gin kaschieren konnte.
Creme- und Eiweiß-Varianten
In den späten 1920er- und 1930er-Jahren setzte sich eine cremige Variante durch: Sahne wurde zum Rezept hinzugefügt, oder das Eiweiß sorgte für Schaum. Besonders beliebt in New Orleans war der Pink Shimmy – eine samtig-rosa Cousinvariante des Clover Club.
Pink Lady – das „Girly“-Etikett
Nach 1930 wurde der Pink Lady zunehmend als feminin abgestempelt – durch seinen pastelligen Farbton und die süße Cremigkeit.
Dabei erreichte der Drink Popularität bei Hollywoodstars, darunter angeblich Jayne Mansfield, und wurde zu einem Symbol gesellschaftlicher Offenheit.
Esquire listete ihn in den 1930er‑ und 1940er‑Jahren zeitweise als einen der „schlechtesten Cocktails“ – ein Urteil, das weniger auf Geschmack als auf patriarchale Vorurteile beruhte.
Aromenprofil und geschmackliche Identität
Der klassische Pink Lady präsentiert sich als harmonischer Ganztages-Cocktail – eine raffinierte Balance aus süß, sauer, würzig und cremig.
Typisch sind die herbalen Noten des Gins, die fruchtige Tiefe des Applejacks, die Süße der Grenadine, ein frischer Zitrusakzent und das weiche, samtige Mundgefühl durch Eiweiß oder Sahne.
Diese Kombination hebt ihn von anderen rosafarbenen Cocktails deutlich ab und macht ihn sowohl optisch als auch geschmacklich zu einem Highlight.
Bedeutende Rezeptquellen durch die Jahrzehnte
Mehrere klassische Cocktailbücher und Autoren haben dem Pink Lady zu seiner heutigen Form verholfen.
In Jacques Straubs „Manual of Mixed Drinks“ von 1913 wurde erstmals die Kombination aus Gin, Applejack und Zitrone dokumentiert.
Harry Craddocks „The Savoy Cocktail Book“ von 1930 setzte den Fokus auf die Eiweißvariante.
Spätere Veröffentlichungen wie David Emburys Werke integrierten beide Richtungen und verhalfen dem Drink zu neuer Anerkennung in der Nachkriegszeit.
Kulturelle Bedeutung
Der Pink Lady wurde zu einem Spiegelbild für Geschlechterrollen und gesellschaftliche Wahrnehmungen. Während er zu Beginn neutral betrachtet wurde, entstand später das Klischee vom „Frauengetränk“ – eine Zuschreibung, die durch Farbe, Präsentation und Süße entstand.
Heute erleben wir eine Rückbesinnung auf die Ursprünge und eine Neubewertung dieses Klassikers, der sich als geschmacklich ausgereifter und geschichtlich bedeutsamer Cocktail präsentiert.
Revival durch die Craft-Cocktail-Bewegung
Seit den 2010er Jahren ist der Pink Lady wieder regelmäßig auf Barkarten weltweit zu finden.
Craft-Barkeeper schätzen seine klassische Struktur, die Vielfalt an Interpretationsmöglichkeiten und das Zusammenspiel von Alkohol, Säure und Textur.
Die Verwendung hochwertiger Zutaten, wie Bio-Gin, hausgemachter Grenadine und frischen Zitrusfrüchten, hebt ihn heute auf ein ganz neues Niveau.
Varianten & moderne Interpretationen
Variante | Beschreibung |
---|---|
Pink Shimmy | Mit Sahne statt Eiweiß, stark cremig; populär im New Orleans der 1920er. |
Charleston Pink Lady | Extra stark, mit viel Gin, Applejack & Sahne – dessertartig. |
Calvados-Variante | Applejack wird durch Calvados ersetzt – französischer Twist. |
Beefeater Pink-Version | Moderne Fruchtvariante mit Erdbeer-Gin, Zuckerlikör, Sahne. |
Vegan-Adaptation | Eiweiß austauschbar gegen Aquafaba – eine vegane Alternative. |
Champagne Pink Lady | Mit Champagner veredelt – prickelnd und als Aperitif. |
Sensorik & Textur
Aus sensorischer Sicht bietet der Pink Lady ein ausgewogenes Erlebnis:
Die leichte Säure trifft auf cremige Fülle, begleitet von einem floralen bis fruchtigen Aroma, das sowohl Anfängerinnen als auch Expertinnen begeistert.
Die samtige Schaumkrone, besonders bei Eiweiß oder Aquafaba, gibt dem Drink eine visuelle Eleganz, die ihn auf jedem Tablett herausstechen lässt.
Präsentation & Stil
Glaswahl
Am besten wird der Pink Lady in einer gekühlten Coupé- oder Martinischale serviert. Diese betont nicht nur die zarte Farbe, sondern unterstreicht auch die elegante Textur.
Garnitur
Traditionell wird mit einer Cocktailkirsche garniert, gelegentlich mit einer Erdbeere oder einem kandierten Rosenblatt für romantische Akzente.
Warum der Pink Lady heute relevant bleibt
Der Pink Lady verbindet Geschichte, Geschmack, Design und Botschaft.
Er hat soziale Stigmata überdauert und sich zu einem Symbol für Eleganz und Vielseitigkeit entwickelt.
In einer Zeit, in der Klassiker wiederentdeckt und neu interpretiert werden, steht der Pink Lady für Handwerk, Stil und die Überwindung von Vorurteilen – alles in einem einzigen Glas.
Der Pink Lady im Vergleich
Im Vergleich zu verwandten Cocktails ist der Pink Lady komplexer und samtiger:
- White Lady – trockener, auf Triple Sec und Zitrone basierend.
- Clover Club – fruchtiger mit Himbeersirup, ohne Applejack.
- Jack Rose – mit Applejack, aber ohne Sahne- oder Eiweißtextur.
Diese Drinks ergänzen sich, aber der Pink Lady bleibt einzigartig durch seine cremige Struktur und das elegante Gesamtbild.
Anlässe und passende Gelegenheiten
Der Pink Lady passt hervorragend zu:
- Valentinstag oder romantischen Abenden
- Hochzeiten, Bridal Showers oder Babyshowers
- Afternoon-Teas oder Brunches
- Cocktailpartys mit Retro- oder Vintage-Thema
- Klassischen Barkarten mit historischem Fokus
Tipps für die Hausbar und professionelle Barkeeper
- Gin: Hochwertiger London Dry mit subtilen Botanicals funktioniert besonders gut.
- Apfelbrand: Applejack oder Calvados bringen Wärme und Tiefe.
- Frische Zitrusfrüchte: Immer frisch gepresst – Saft aus der Flasche verändert das Gleichgewicht.
- Schaumtechnik: Trocken und anschließend mit Eis shaken für maximalen Schaum.
- Garnitur: Kirsche am Stiel – simpel, stilvoll, symbolisch.
Fazit
Der Pink Lady ist weit mehr als ein hübsches Getränk – er ist ein Symbol für Wandel, Stil und Geschmack. Seine jahrzehntelange Geschichte spiegelt die Entwicklung von Kultur, Cocktailkunst und Genderrollen wider.
Mit seinen cremigen, fruchtigen und leicht herben Noten ist er ein faszinierender Klassiker, der auch im 21. Jahrhundert Bestand hat. Egal, ob du Barkeeperin bist, Gastgeberin oder Cocktail-Fan – der Pink Lady wird dich durch seine Geschichte, sein Aroma und seine Vielseitigkeit begeistern.